Chronik von Ried im Zillertal

Lage

Das Gemeindegebiet liegt auf einer Meereshöhe von 572 m und erstreckt sich über eine Fläche von ca. 10 km².

Gut 50% des Gemeindegebietes beansprucht die Waldregion. Oberhalb der Baumregion fängt das ca. 200 ha große Almgebiet an, das auch heute noch der Almnutzung dient.

Die restliche Fläche des Gemeindegebietes entfällt auf landwirtschaftliches Nutzungsgebiet und Siedlungsgebiet, das zunehmend ausgelastet wird.

Besiedelung

Über die Vor- und Frühgeschichte des Zillertales herrscht infolge der besonders schlechten Quellenlage fast vollständiges Dunkel. Nur die Ortsnamenforschung vermag dieses spärlich zu erhellen.

Bereits im Altertum war das Zillertal von einer illyrischen Bevölkerung bewohnt. Diese kam dann um die Zeitenwende unter die Herrschaft der Römer. Ortsnamen wie Uderns, Finsing, Schlitters und Fügen verweisen in diese Zeit. Um 550 wanderten die Bayern langsam im herrenlosen, von den Römern aufgegebenen Unterinntal ein und besetzten auch das Zillertal. Sie nahmen den kaum besiedelten Talboden in Besitz. Neue Ortsnamen treten jetzt als Siedlungsplätze der Bayern auf. Ried und auch Bruck, Hart, Straß und Kaltenbach. Mit dem Anwachsen der Bevölkerung wurde es notwendig, die nutzbare Fläche zu vermehren. Neue Siedlungen wurden angelegt. Dazu wurde einfach der ganze Wald abgebrannt. Im späteren Mittelalter, als der Holzwert stieg, begann man sparsamer mit dem Holz umzugehen. Man fällte auf dem zu rodenden Grundstück die Bäume und schaffte das Stammholz fort; das Astholz wurde über die Schlagfläche ausgebreitet und verbrannt. Der so mit Asche gedüngte Boden konnte mit Getreide und Hackfrüchten bestellt werden. Sollte er dauernd als Acker in Verwendung bleiben, so mussten die Wurzelstöcke beseitigt werden und eine intensivere Düngung betrieben werden. Zahlreiche Namen von Siedlungen, Fluren, Almen erzählen von solchen Rodungen. Unter anderem auch „Ried“. Als mit der Zeit die Verkehrswege mehr und mehr auf die Talsohle verlegt wurden, wurde auch dieser stärker besiedelt. Es entsteht nun jenes Siedlungsbild, das heute noch besteht: Auf der Sohle des Haupttales die Dörfer und Weiler und auf den Bergen die Einzelhöfe, die hoch nach oben steigen. Vielleicht besteht in dieser Siedlungsform gerade der Reiz und freundliche Charakter des Haupttales.

Auf den Gang der Besiedelung haben die bestehenden Rechte an Grund und Boden stark eingewirkt. Die älteste Regelung der Bodennutzung erfolgte in dem uralten Wirtschaftsverband der Gemeinde. Diese Wirtschaftsgemeinde gewährte den Gemeindegenossen vor allem Wald und Weide zur gemeinsamen Nutzung, gemeinsam wurde auch neues Kulturland durch Rodung gewonnen. Diese „Gemeinden“ umfassten ein großes Gebiet. Für die Abgrenzung des Gemeindegebietes waren oft bestimmend: Flüsse, Bäche, Änderung des Gefälles, Ödland (Schuttflächen, Sumpf), Art der Nutzung von Wald und Weide. Aus der Nutzung ist im Lauf der Zeit Eigentum geworden, sodass viele der Urgemeinden in eine Reihe von selbständigen Teilgemeinden auseinanderfielen.

Außer dem Gemeindeland gab es Ländereien, die weder von der Gemeinde noch von einer Einzelperson genutzt wurden. Über solches Land beanspruchte der König oder der Landesfürst das Verfügungsrecht. Daneben gab es noch die Grundherren geistlichen und adeligen Standes, welche im frühen Mittelalter über ausgedehnte Ländereien verfügten. (1) Alle waren jedoch an Rodungen interessiert, um sich daraus eine Einnahmequelle zu sichern.

Zu Beginn des 14. Jhdts. hat die große Siedlungsbewegung ihren Abschluss gefunden.

Politische Entwicklung

Seine Erstnennung verdankt Ried einer kirchlichen Quelle: Im Traditionsbuch des Klosters Chiemsee ist in einer auf ca. 1150 anzusetzenden Vertragsnotiz unter den den Vertrag bezeugenden Männern ein „ Qudelricus de Riede“ (= Ulrich von Ried) genannt. Der Edle Gotelieb von Harde gab an Herrenchiemsee einen Weingarten zu Velse oder Völs bei Bozen und dies bezeugten Heinrich von Chaltenbach, Ulrich von Ried, Rudolf von Helfenstein und Konrad von Haselbach.

Die nächste Erwähnung kann man dem bayerischen Herzogsurbar – in den Urbaren wurde der Grundbesitz und die damit zusammenhängenden Rechte einer Grundherrschaft aufgelistet und evident gehalten – entnehmen, welches auf 1280 datiert ist, wo ein Hof in Ried genannt wird, der 4 Wagen Wein zinst.

Eine dritte Nennung findet sich in einer Urkunde aus dem Jahre 1299, die sich heute im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien befindet: ein Heinrich von Ried wird als Zeuge genannt.

Ried blieb bis zum Aussterben der bayerischen Grafen von Andechs im Jahre 1248 unmittelbar unter deren Herrschaft. Danach kam Ried an die Grafen von Hirschberg und im Jahr 1282 an den Grafen Meinhard von Tirol und damit an das Land Tirol. 1363 wurde Ried mit Tirol dem Haus Österreich angegliedert und machte mit diesem Staat alle weiteren politischen Schicksale mit.

Aus Steuerbüchern ist zu ersehen, dass Ried und Uderns seit dem 16.Jhdt. je zwei eigene Gemeinden sind und seit Anfang des 19. Jhdts. je eine Orts- und Katastralgemeinde bilden. Davor waren Ried und Uderns ein einheitlicher Gemeindeverband, denn die Schranne Uderns (1) erstreckte sich über die heutigen Gemeinden Uderns und Ried. Dies bestätigt auch eine Urkunde aus dem Jahre 1447, laut der die Gemeinde Uderns der Johanniskirche zu Ried am „Ehelichtaiding dortselbst unter dem Vorsitz des Landrichters von Rottenburg einen Einfang“, d.h. ein neugerodetes Feld, überlassen hat. (2)

Seit 1754 untersteht Ried dem Kreisamt in Schwaz, seit 1848 der Bezirkshauptmannschaft Schwaz. Übergeordnete Instanzen sind dann die Tiroler Landesregierung und die österreichische Bundesregierung